Bilhuber Portrait

Johann Christoph Bilhuber, Portrait von F. L. Erhard.

Landeskirchliches Archiv Stuttgart, AS 1 Nr. 688

Bilhuber, Johann Christoph

Biographie

Im Jahr 1744 wurde bei Gottlieb Mäntler in Esslingen ein umfangreiches Predigtbuch mit dem Titel „Mose und die Propheten“ gedruckt. Verfasser war der Winnender Stadtpfarrer Johann Christoph Bilhuber. Heute existieren deutschlandweit nur noch wenige Originalexemplare seines Werks. Eines davon übergab der Historiker Dr. Gerhard Fritz im Januar 2022 dem Stadtarchiv Winnenden. Bei der Universität Rostock ist der Band über https://rosdok.uni-rostock.de/resolve/id/rosdok_document_0000009561 online zugänglich.       

Johann Christoph Bilhuber wurde am 5. November 1702 in Urach geboren. Nach dem Besuch der Klosterschulen in Blaubeuren und Bebenhausen trat er in das Evangelische Stift Tübingen ein, um sich auf das Pfarramt vorzubereiten. In Winnenden begann er 1730 als Diakonus und wurde vier Jahre später Stadtpfarrer. 1749 kehrte er als Dekan in seine Heimatstadt Urach zurück, wo er am 2. Januar 1762 im Alter von 59 Jahren verstarb. Insbesondere während seiner Winnender Zeit betätigte Bilhuber sich immer wieder publizistisch. So war er Mitherausgeber des Gesangbuchs „Evangelischer Lieder-Schatz“, das in sechs Teilen erschien und insgesamt 1.117 Lieder umfasst.

2022 Predigtbuch Titelblatt

Titelblatt des von Bilhuber verfassten Predigtbuchs.

Foto: Michaela Couzinet-Weber

Das eingangs erwähnte Predigtbuch zählt fast 2.000 Seiten. Es beinhaltet schwerpunktmäßig Predigten aus den Jahren 1740 und 1741 zu Texten des Alten Testaments. Doch ist es auch stadtgeschichtlich interessant. Am Beginn, gleich nach der „Vorrede“, finden sich Lebensbeschreibungen der vier bekannten, aus Winnenden gebürtigen Theologen Ägidius Hunnius, Polykarp Lyser, Johann Georg Sigwart und Erasmus Grüninger. Kurzbiographien sämtlicher evangelischer Pfarrer der Gemeinde von der Einführung der Reformation im Jahr 1534 bis hin zu Bilhuber selbst folgen.

Ebenfalls aufschlussreich ist das Kapitel „Nützliche Zugabe“ am Ende des Bandes. Hier wird unter anderem ein „Verzeichniß der jetzt lebenden Beamten, Magistrats-Personen und Vorsteher auf den Filialen“ aufgeführt. Zum Kirchspiel Winnenden gehörten um die Mitte des 18. Jahrhunderts neben Stadt und Schloss die Orte Leutenbach, Nellmersbach, Hertmannsweiler, Höfen, Baach, Bürg, Birkmannsweiler, Hanweiler und Breuningsweiler. Einblick in die Bevölkerungsentwicklung gewähren dem Leser bzw. der Leserin eine „Tabell von den Seelen“ auf 1. Oktober 1744 sowie eine Zusammenstellung der Geburten, Heiraten und Sterbefälle zwischen 1693 (dem Jahr des Stadtbrands) und 1743.