01 Leihberg o. D. In seinem Stuhl

Maler Arne Leihberg in seinem Stuhl, ohne Datum. Foto: Privat.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg

Leihberg, Arnold Paul Franz

Biographie

Leben bis 1960

Der Maler und Karikaturist Arnold Paul Franz Leihberg wurde nach dem julianischen Kalender am 12. Mai 1912 in Wesenberg in Estland geboren (dies entspricht dem 25. Mai nach dem hier gebräuchlichen gregorianischen Kalender). Sein Vater Arnold Ferdinand Emil Leihberg war Geschäftsmann und Ingenieur. Die Mutter Beate Sophie Julie Amalie Leihberg, geborene Weber, kümmerte sich um die Erziehung von Arne und den vier Geschwistern.

1921 zog die Familie nach Königsfeld im Schwarzwald. Die folgenden zehn Jahre besuchte Arne Leihberg die Schule Schloss Salem und das Landschulheim Solling in Holzminden. Dabei wurde seine künstlerische Begabung gefördert. Danach studierte er von 1931 bis 1934 an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Seine Professoren waren Alois Kolb (Radierung), Hans Alexander Müller (Holzschnitt) und Walter Buhe (Volkskunst). Mit Letzterem machte er zahlreiche Studienreisen, zum Beispiel in die Schwalm, den Harz, die Tschechoslowakei, nach Ungarn, Dänemark und Schweden.

03 Leihberg_1932 Exlibris 7895

Exlibris, 1932. Radierung: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 7895
10 Leihberg_1935 Sohn Arne  421

Leihbergs Sohn Arne als Säugling, 1935. Kohlezeichnung: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 421
11 Leihberg_1937 Finnland Straßenarbeiten 3260

Straßenarbeiten in Finnland, 1937. Aquarell: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 3260

Am 30. Juli 1934 heiratete er Marianne Ilse Rothe. Genau fünf Monate später kam ihr Sohn Arne Leihberg junior zur Welt, der als Erwachsener selbst Künstler wurde. Nach der Familiengründung leistete er seine Wehrpflicht in Estland ab und blieb mehrere Monate in Finnland.

Wieder zurück in Deutschland begann seine Tätigkeit als freier Künstler, Pressezeichner und Karikaturist – zunächst 1936/37 in Leipzig und von 1938 bis 1941 in Berlin. Aufträge bekam er hier unter anderem von den Firmen Ullstein und Scherl.

Bedingt durch die Einbürgerung in das Deutsche Reich wurde Leihberg 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Stationen während seiner Militärzeit waren Bremen, die UdSSR und Ostpreußen. 1945 geriet er in Schleswig-Holstein in englische Kriegsgefangenschaft. Seine Töchter Ina-Maria und Kristina wurden in den Jahren 1941 und 1944 geboren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er als freier Künstler bis 1947 in Bad Lausick bei Leipzig und unterrichtete zeitweise als Kunstlehrer an der Oberschule in Borna.

Daran schloss sich eine längere Zeit als freier Karikaturist und Pressezeichner in Berlin an. Nun arbeitete er für Auftraggeber wie Ullstein, den Sebaldus-Verlag Nürnberg, Quick München, den Sparkassen-Verlag Stuttgart etc. 1948 fand eine Ausstellung mit seinen Werken auf Burg Gnandstein bei Frohburg in Sachsen statt.

14 Leihberg_1944 Galizien 4800

Spinnerin in Galizien, 1944. Aquarell: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 4800

Leihberg in Winnenden

Ab dem 30. Mai 1960 war Arne Leihberg in der damals noch selbstständigen Gemeinde Bürg gemeldet. Hier fertigte er zum Beispiel für den Schokoladenhersteller Waldbaur und die Firma Richard Hirschmann Werbeillustrationen an. Außerdem erschienen Zeichnungen und Karikaturen als Weihnachtskarten oder abgedruckt in der Zeitung „Schwarzwälder Bote“ und in Zeitschriften wie „Hobby“ und „Der Schuhmarkt“.

20 Leihberg_o.D. Hirschmann

Karikaturen für die Firma Hirschmann Antennen. Urheber: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg
25 Leihberg_1981 Schlosskirche 6260

Winnender Schlosskirche, 1981. Tuschzeichnung: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 6260

Nicht zuletzt gab Leihberg an der Volkshochschule Winnenden Kurse in Zeichnen, Malen und Bauernmalerei. Es existieren zahlreiche Zeichnungen und Bilder von seiner neuen Heimat Winnenden und dem Schwäbischen Wald.

Nachdem Arne Leihberg am 8. Januar 1988 bei einem Urlaub in Ehrwald in Österreich verstorben war, wurde er am 14. Januar auf dem Friedhof in Bürg beigesetzt. Kurz nach seinem Tod erschien im Februar ein historischer Rundgang durch Winnenden in Form eines kleinen Heftchens, für das Leihberg die Illustrationen geschaffen hatte. Der Text dazu stammt von Otto Klöpfer. Im gleichen Jahr gab es ab November eine Gedächtnisausstellung mit einer Auswahl seiner Werke im Rathaus in Winnenden.

27 Leihberg_1988 Todesanzeige

Die Todesanzeige von Arne Leihberg erschien in der Winnender Zeitung vom 12. Januar 1988.

Stadtarchiv Winnenden
29 Leihberg_1988 Rundgangankündigung

Das Heft mit dem Historischen Rundgang wurde am 15.Februar 1988 in der Winnender Zeitung angekündigt.

Stadtarchiv Winnenden

Der Nachlass Leihberg im Stadtarchiv Winnenden

Am 3. Mai 2021 übergaben Kristina Zerweck und ihr Mann Dr. Günter Zerweck dem Stadtarchiv Winnenden einen Teil des künstlerischen Nachlasses ihres Vaters bzw. Schwiegervaters. Dabei handelte es sich um elf Mappen mit rund 490 Bildern und Zeichnungen.

41 Leihberg_1932 Petschory  4690

Dorfstraße in Petschory, 1932. Linolschnitt: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 4690
47 Leihberg_1948 Grasende Kühe 4980

Weidende Kühe mit Hirte, 1948. Öl auf Karton: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 4980

Die Mappen sind in folgende Themengruppen unterteilt:

  • Bürg, Winnenden, Schwäbische Alb, Schwäbischer Wald
  • Spanplattenbilder Winnenden/Bürg usw.
  • Estland
  • Diverses 1932-1944
  • Diverses ab 1944
  • Familie
  • Harzreise – Schwedenreise
  • Kleines Walsertal
  • Finnland + Valamo (Karelien)
  • Akt- und Porträtstudien 1932-1934
  • Zoo- und Tierstudien

Später kamen von Arne Leihberg gezeichnete Werbematerialien, Veranstaltungshinweise und Fotos dazu. Außerdem erhielt das Archiv Gegenstände aus seinem Leben: seinen bekannten Stuhl, in dem ihn das Titelfoto zeigt, Malutensilien wie seinen Aquarellkasten, Pastellkreiden und die Malerpalette.

Inzwischen sind die Werke in der Archiv-Datenbank verzeichnet. Am 17. Dezember 2024 nahm der Gemeinderat die Schenkung an.

Anhand der Bilder dieser Biographie wird die enorme Vielfalt des Schaffens von Arne Leihberg deutlich. Er beherrschte die unterschiedlichsten Techniken und widmete sich zahlreichen Themen.

Annika Niedenhoff

60 Leihberg_1938 Beim Melken 4510

Kühe während des Melkens im Stall, 1938. Radierung: Arne Leihberg.

Stadtarchiv Winnenden, Nachlass Arne Leihberg 4510