Schwerer Wiederaufbau nach dem Weltkrieg
Nach Kriegsende war die Mannschaftsstärke stark zusammengeschmolzen und das Interesse, Feuerwehrdienst zu leisten, nur gering. Viele Geräte waren unbrauchbar geworden, weshalb mit der Heilanstaltswehr vereinbart wurde, deren Geräte im Brandfall mitbenutzen zu können. Es lag nun am Nachkriegskommandanten Paul Bihlmaier, zusammen mit den Übriggebliebenen wieder eine schlagkräftige Feuerwehr aufzubauen. Mit Unterstützung des neuen Bürgermeisters Hermann Schwab gelang es 1947, eine größere Zahl junger Männer für die Feuerwehr zu begeistern. Die Alarmierungsanlage für die Weckerlinie wurde erneuert und eine neue Satzung ausgearbeitet. Im 100. Jahr ihres Bestehens 1950 war die Feuerwehr wieder auf 80 Mann angewachsen und konnte gestärkt ihren Dienst für den Nächsten versehen.
Rückblick auf 100 Jahre Feuerwehrgeschichte, abgedruckt im Volks- und Anzeigeblatt vom 24. Juni 1950.
Wachstum vor dem Hintergrund des sogenannten Wirtschaftswunders
1950 feierte die Feuerwehr ihr 100-jähriges Bestehen. Nach Überwindung der Nachkriegszeit war das Fest sowohl für die Feuerwehrleute als auch für die Besucher eine willkommene Abwechslung. Die Schauübung am Rathaus und eine aus 20 Strahlrohren aufgebaute Wasserfontäne beim Marktbrunnen bildeten neben dem Festumzug die Hauptattraktion. Höhepunkt für die Feuerwehr war die Übergabe eines neuen Tanklöschfahrzeugs.
Bericht über den Festakt im Volks- und Anzeigeblatt vom 26. Juni 1950.
Mit ihrer leistungsstarken Ausstattung konnte sich die Feuerwehr Winnenden jetzt zu einer der fünf Stützpunktfeuerwehren im Landkreis Waiblingen zählen. Bei der Hauptversammlung 1954 wurde der 25-jährige Ausbilder Helmut Pflüger zum Kommandanten gewählt. Kurz darauf erfüllte sich die Wehr den Wunsch nach einem Spielmannszug. Auch für den Nachwuchs wurde gesorgt, indem Winnenden 1964 als eine der ersten Feuerwehren im Umkreis eine Jugendfeuerwehr aufstellte. 1955 stimmte der Gemeinderat einem Umbau des seit ca. 1940 zusätzlich genutzten Feuerwehrmagazins am Bengelplatz (damals Schulstraße) zu. Zwei Jahre später konnte das sanierte Gebäude eingeweiht werden.
Veränderungen infolge der Gemeindereform
Bis 1970 stieg die Einwohnerzahl Winnendens auf über 15 000 an. Ziel der baden-württembergischen Landesregierung damals war es, durch Bildung größerer Verwaltungseinheiten leistungsfähigere Gemeinden zu schaffen. Mit der Eingliederung Höfens am 1. Januar 1971 nahm die Gemeindereform in der Stadt ihren Anfang. Am 1. Dezember des gleichen Jahres wurden Baach, Bürg sowie Hertmannsweiler und am 1. Januar 1972 Breuningsweiler und Hanweiler nach Winnenden eingemeindet. Birkmannsweiler folgte zum Jahresbeginn 1974.Die bisher selbstständigen Feuerwehren wurden jetzt der Feuerwehr Winnenden als Abteilungswehren angeschlossen. Anfängliche Bedenken einiger Feuerwehrkameraden konnten bald ausgeräumt werden. Es entwickelte sich eine gute Zusammenarbeit, wozu gemeinsame Übungen und Veranstaltungen ein Übriges beitrugen.
Nach jahrelangen Bemühungen begannen am 26. Juni 1972 die Arbeiten für eine Feuerwache an der Ecke Wiesenstraße/Mühltorstraße. Der Neubau wurde am 8. September 1973 feierlich bezogen, samt Weihe der neuen Fahne. Das große Haus mit zeitgemäßen Stellplätzen, Lager-, Bereitschafts- und Unterrichtsräumen wird partnerschaftlich mit dem Deutschen Roten Kreuz genutzt. Im Untergeschoss konnte ein Museumsraum eingerichtet werden, und für die Gerätewarte standen zwei Dienstwohnungen bereit.
Ständige Anpassungen auch nach 125 Jahren
1975 bestand die Feuerwehrabteilung Stadt aus 72 Mann. Die Gesamtwehr umfasste 265 Mann. Durch die Eingemeindungen war die Einwohnerzahl auf über 22.300 angewachsen. Das 125-jährige Bestehen feierte man im Juni mit einem fünftägigen Fest im Festzelt, einem „Winnender Heimatabend“, historischer Übung, Umzug und vielem mehr. Kaum war etwas Ruhe eingekehrt, rückten Winnender Feuerwehrmänner mit einem Landeskontingent zu Waldbränden in die Lüneburger Heide ab und kämpften tagelang, um dem verheerenden Feuer Herr zu werden.
Um zukünftig die Aufgaben im Katastrophenschutz, die zusätzliche Übungen erforderten, besser bewältigen zu können, wurde eine Katastrophenschutzbereitschaft aus den vom Wehrdienst freigestellten Feuerwehrmännern gebildet. Für die altershalber ausgeschiedenen Feuerwehrangehörigen erfolgte die Gründung einer Altersabteilung. Aufgrund der stetig steigenden Zahl schwerer Verkehrsunfälle wurde 1976 eine Kleinalarmschleife für solche Einsätze eingerichtet und ein moderner Vorausrüstwagen mit technisch ausgereiften Rettungsgeräten beschafft. Durch das Ausrücken auch in die Nachbargemeinden kam nun ein Mehr an Ausbildung und Alarmierungen auf die Kameraden zu. Die psychische Belastung bei Einsätzen mit schwerstverletzten oder toten Unfallopfern nahm erheblich zu. Durch die Umstellung der Alarmierung auf Funkmeldeempfänger konnten die Feuerwehrmänner nun überall erreicht werden.
Übung in der Mühltorstraße, 1976. Foto: Oskar Kober.
Mit einer Reorganisation der Jugendfeuerwehr 1980 wurden neue Jugendliche für die Feuerwehr gewonnen. 1981 präsentierte sich die Feuerwehr zusammen mit den anderen Organisationen der Blaulichtfamilie am „Tag der Rettungsdienste“, was bei der Bevölkerung wieder sehr gut ankam. Als im selben Jahr in Böblingen die internationalen Feuerwehrwettkämpfe stattfanden, bot die Feuerwehr Winnenden drei polnischen Wettkampfgruppen während ihres eintägigen Entspannungstages ein abwechslungsreiches Programm an, samt gemütlichem Beisammensein. Danach wurde beschlossen, für notleidende Feuerwehrmänner aus Polen eine Geschenkpaketsendung ins Leben zu rufen. Vier Jahre lang gab es diese Aktion, die den Spendern großen Dank und neue Freundschaften einbrachte.
Die engste Freundschaft ins Ausland verbindet die Feuerwehr Winnenden jedoch mit der Feuerwehr Albertville. Schon kurz vor dem offiziellen Abschluss der Städtepartnerschaft zwischen Winnenden und dem französischen Albertville 1969 nahmen die Feuerwehren Kontakt auf und verstanden sich gleich wunderbar. Bis heute besteht eine enge Verbindung, obwohl in Albertville fast keine Freiwilligen mehr in der Feuerwehr Dienst tun, da diese zunehmend durch eine Berufsfeuerwehr-Truppe geprägt ist.
Neue Aufgaben
1983 veränderte sich für die zentral im Rems-Murr-Kreis gelegene Feuerwehr Winnenden einiges. Der Umweltschutz wurde verstärkt ein Thema, und der Landkreis richtete seinen Gefahrgutzug hier ein. Dies war und ist mit einer umfangreichen Spezialausbildung verbunden sowie mit der Stationierung des Gerätewagen-Säure/Öl, wie er anfangs hieß.
Einer der damals größten Winnender Arbeitgeber, die AEG-Fabrik für Elektrowerkzeuge, baute 1984 ihre betriebliche Löschgruppe zu einer Werkfeuerwehr aus. Als 1987 die Tour de France durch Winnenden führte, unterstützte die Feuerwehr entlang der Strecke bei der Straßenabsperrung.